(Ohne Titel) Tape Art & Bildhauerei
COCO , Köln-Ossendorf
Künstler*in | Johannes Leidenberger |
Kollektiv | TAPE THAT |
Entstehungszeit | 2019–2023 |
Material | Klebeband in unterschiedlichen Farben und Texturen, Holz und Metall |
Technik | Kleben (Präzise mittels Kreuzlinienlaser), schweißen, Anamorphose |
Adresse | Richard-Byrd-Straße 4-6a 50829 Köln |
Bauherr | OSMAB Holding AG |
Standort | Im Eingangsbereich, Foyer, Treppenhäuser, Nebeneingänge und Konferenzraum der COCO-Gebäude in der Richard-Byrd-Straße Route in Google Maps |
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Im Cologne Office Campus Ossendorf (COCO) treten die Werke von TAPE THAT und Johannes Leidenberger in einen spannungsvollen Dialog miteinander. In den Jahren 2019 bis 2023 sind in zwei Etappen präzise ausgearbeitete optische Illusionen und skulpturale Interventionen entstanden.
2021 schloss der erste Teil ab, bei dem der Eingangsbereich und der Neubau künstlerisch gestaltet wurden. 2023 wurde das Konzept mit der Revitalisierung der Bestandsgebäude an der Richard-Byrd-Straße vollendet. Die Werke von Leidenberger und TAPE THAT sind nach Abschluss der Arbeiten an insgesamt sieben Standorten zu finden. Im Eingangsbereich, im Foyer, an den beiden Nebeneingängen und Treppenhäusern sowie am Konferenzraum.
Das gestalterische Prinzip basiert auf der Anamorphose: Skulpturen und Tape-Art-Elemente sind so aufeinander abgestimmt, dass ihre Linien nur aus bestimmten Blickwinkeln deckungsgleich erscheinen. TAPE THAT verwendete hierbei schwarz-weiße Linien, die über Wand und Decke verlaufen. Durch diese Anordnung entsteht eine starke räumliche Dynamik, die die architektonische Struktur des Gebäudes aufbricht und es visuell in Bewegung versetzt. Das zweidimensionale Medium wirkt dabei beinahe skulptural.
Dem gegenüber stehen die skulpturalen Arbeiten Leidenbergers aus geschweißtem Edelstahl. Ihre klar gefassten, spitz zulaufenden Volumina wirken wie dreidimensionale Entsprechungen der grafischen Intervention. Die Skulpturen scheinen aus der Wandzeichnung hervorzutreten, als seien sie aus den Linien heraus in den Raum gekippt. Trotz des massiven Materials entfalten sie eine schwebende Leichtigkeit, da sie nur punktuell auf dem Boden aufliegen und ihre spitzen Kanten wie Pfeile in verschiedene Richtungen weisen.
So entsteht gemeinsam ein Wechselspiel von Fläche und Raum, Illusion und Materialität. Die Werke reagieren aufeinander, ohne ihre Eigenständigkeit zu verlieren. TAPE THAT überträgt Bewegung und Rhythmus in den Raum, Leidenberger übersetzt diese Dynamik in greifbare Körper. Besonders interessant ist, wie beide Künstler das architektonische Umfeld nutzen: Die Wand wird zur Projektionsfläche, der Boden zur Bühne und der Raum selbst zum Teil der Komposition. Damit entwickeln die Arbeiten eine starke ästhetische Präsenz und thematisieren das Verhältnis von Kunst und Architektur auf sehr unmittelbare Weise.
Möglich wurde diese fast schon symbiotische Zusammenarbeit durch die besondere Kombination dieser beiden Kunstformen. Leidenberger bereitete seine Skulpturen mit hoher Präzision vor und schuf damit eine Art „Angebot“, auf das TAPE THAT unmittelbar reagieren konnte.
Für die Erfahrung der Werke ist die Rolle der Betrachterinnen und Betrachter selbst entscheidend. Erst durch einen Standortwechsel im Raum wird die Deckungsgleichheit von Linie und Volumen sichtbar. Wer sich bewegt, entdeckt, wie sich scheinbar starre Formen verschieben, auflösen oder neu zusammensetzen. Diese Irritation erzeugt einen Moment der Aufmerksamkeit, der über das bloße Sehen hinausgeht: Der Raum wird körperlich erfahren. Kunst wird hier nicht nur betrachtet, sondern aktiv erlebt. Sie ist eine Einladung zum Perspektivwechsel.







- Das Berliner Kollektiv Tape That wurde 2011 gegründet. Es besteht aus fünf Künstlern, die Klebeband als zentrales Medium verwenden. Ihre Projekte reichen von minimalistischen Wandgestaltungen bis zu raumfüllenden Installationen, die bereits in über 40 Ländern realisiert wurden. Neben Projekten in Ausstellungsräumen, an Fassaden und im öffentlichen Raum legt Tape That besonderen Wert auf den interaktiven Prozess: Häufig entstehen Arbeiten live vor Publikum, sodass die Entstehung als performativer Teil des Kunstwerks erfahrbar wird. Neben internationalen Ausstellungen und Auftragsarbeiten gründeten sie 2016 die „Tape Art Convention” als Plattform für den weltweiten Austausch. Seit 2017 bieten sie mit der „Tape Art Academy” Workshops für Interessierte an. Charakteristisch für ihre Arbeiten ist der enge Bezug zum jeweiligen Entstehungsraum.Tape That lebt und arbeitet in Berlin und Köln.
- Johannes Leidenberger wurde 1985 in Ellwangen (Jagst) geboren und lebt und arbeitet in Düsseldorf. Nach einem Studium der Kulturgestaltung in Schwäbisch Hall setzte er seine Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf bei Tony Cragg und Didier Vermeiren fort und schloss 2017 als Meisterschüler ab. Für seine Arbeiten erhielt er unter anderem den Kunstförderpreis der Brüll-Houfer-Stiftung (2016) und den ersten Preis im Wettbewerb Kunst am Bau des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (2018). Seine Skulpturen und Installationen wurden in zahlreichen Institutionen präsentiert, darunter das Kunstmuseum Solingen, die Sayner Hütte in Bendorf und regelmäßig im Kunstpalast Düsseldorf im Rahmen der Ausstellung DIE GROSSE. Zudem engagiert er sich in kollektiven Projekten, etwa über die Plattform einstosz.