curtain

Kreishandwerkerschaft, Mönchengladbach

Fließend, durchlässig und verwebend – Heike Webers Werk „curtain“ bringt ganze Wände in Schwingung.

Kunst
Künstler*inHeike Weber
MaterialPigmentmarker auf Wand, PU-Versiegelung
TechnikZeichnung
Maßeauf drei Wänden der überbetrieblichen Bildungsstätte
Verfahrenjurierter, zweistufiger Wettbewerb unter 12 eingeladenen Künstler*innen/Kollektiven
Bau
AdressePlatz des Handwerks 1
41065 Mönchengladbach
Bauzeit2012–2014
Architekt*innenRKW Rhode Kellermann Wawrowsky
BauherrKreishandwerkerschaft Mönchengladbach
StandortAtrium
Route in Google Maps
Karte
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Eine Metapher für das Handwerk

Im Neubau der überbetrieblichen Bildungsstätte der Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach entfaltet sich an drei Wänden ein Kunstwerk, das den Raum leise, aber spürbar verändert. Heike Weber hat ihre Wandzeichnung, die sich über das Foyer und das erste Obergeschoss erstreckt, den Titel "Curtain" gegeben. Die Künstlerin hat die Wände direkt vor Ort mit Pigmentmarkern bearbeitet, wobei sie sich auf Geste, Linie und Rhythmus konzentriert hat.

Ausgehend von der oberen Wandkante zieht Weber eine Linie, die sie in geringem Abstand wiederholt. Es ist jedoch unmöglich, die Bewegung exakt zu reproduzieren, da die Linie während des Malprozesses aus der Bewegung heraus verschiebt, auf die Vorgängerin reagiert, biegt, kippt und zittert. In dieser Wiederholung manifestiert sich ein subtiles optisches Flirren: eine Struktur, die an einen Vorhang erinnert, als würde ein Luftzug die Wand in Bewegung versetzen. Die sonst so starre und unbewegte Architektur scheint plötzlich zu atmen.

Weber betrachtet ihre Arbeit nicht als Störung, sondern als Irritation im positiven Sinne – eine leichte, atmosphärische Verschiebung, die die Klarheit des Neubaus aufnimmt und zugleich belebt. Die Farbgestaltung folgt dem architektonischen Konzept: Im Foyer erstrahlen die Linien in einem kräftigen Rot, welches Energie und Begegnung symbolisiert; in den darüber liegenden Etagen sind sie in abgestuften Blautönen ausgeführt – ruhiger, kontemplativer, beinahe meditativ.

Inhaltlich lässt sich der Vorhang als Sinnbild des Übergangs interpretieren – ein Moment zwischen Aufbruch und Erwartung, Bewegung und Konzentration. Die Zeichnung fungiert als ein stilles Gegenstück zur handwerklichen Tätigkeit, die im Gebäude vermittelt wird, und verweist auf die Prozesse des Lernens und Übens: das Wiederholen, Verfeinern und Korrigieren. Jede Linie steht in Beziehung zur anderen – ein Geflecht aus Bezügen, wie im sozialen und kommunikativen Gefüge der Ausbildungsstätte selbst.

So wird Curtain zu einer Metapher für das Handwerk und das Lernen: ein visuelles Echo des Tuns, bei dem jede Bewegung zählt und jede Wiederholung eine Spur hinterlässt. Der Raum wird durch die Geste belebt – er wirkt leicht, fließend und ist offen für Bewegung und Austausch.

Galerie
Vita

Heike Weber, 1962 in Siegen geboren, lebt und arbeitet heute in Köln.

1981 bis 1986 absolvierte Weber ihr Studium im Fachbereich Grafikdesign an der FH in Aachen. 1993 war sie Residenzkünstlerin an der Glasgow School of Art in Großbritannien. Anschließend trat sie, bis 1996, für den Fachbereich „Umweltkunst“ eine Rolle als Gastdozentin im gleichen Institut an. Von 1997 bis 2007 erhielt sie unterschiedlichste Stipendium mit Aufenthalt. Seit 2008 arbeitet Weber ebenfalls im Bereich Kunst am Bau und gewann viele Projektauslobungen mit ihren Entwürfen für sich.

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