Kassette-will-Zarge-werden (Demontiert)
Ehem. Fachhochschule f. öffentl. Verwaltung, Köln
Künstler*in | Rudolf Alfons Scholl |
Entstehungszeit | 1986–1987 2022 (Zerstörung) |
Material | Holzrahmen |
Maße | Kassette: L 0,60 m x B 0,60 m; Zarge: H 2m x B 0,86 m |
Verfahren | Unbekannt |
Adresse | Thürmchenswall 48-54 50668 Köln |
Bauherr | Staatliches Bauamt Köln, BLB NRW Köln |
Standort | Ehemalig in der Aula, beim Übergang zwischen Alt- und Neubau, 2022 im Rahmen des Umbaus demontiert. Route in Google Maps |
Zugänglichkeit | Nicht zugänglich |
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Mit seiner Installation "Kassette will Zarge werden" griff Rudolf Alfons Scholl 1987 unmittelbar in die Architektur der neu erweiterten Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Köln ein. An der Schnittstelle zwischen Alt- und Neubau, im zentralen Aulabereich, schuf er eine raumgreifende Arbeit aus Holzrahmen, die sich dynamisch von der Kassettenstruktur der Decke bis hinunter zur Türzarge entfaltete. Die streng geometrischen Raster der Architektur lösten sich in diesem Werk in eine rhythmische Abfolge auf, die wie Momentaufnahmen eines Entwicklungsprozesses wirkte – eingefrorene Bewegung, die sich zugleich nach vorne streckte.
Die Installation bestand aus einer serienweisen Montage von Holzrahmen, deren Maße auf die Raster der Decke (ca. 60 × 60 cm) und die Proportionen der Türöffnung (ca. 200 × 86 cm) Bezug nahmen. Scholl nutzte diese Gelegenheit, um das von vielen seiner Arbeiten geprägte Wechselspiel von Statik und Dynamik in den Innenraum einer Bildungseinrichtung zu übertragen. So entstand ein Werk, das nicht nur eine ornamentale Ergänzung darstellte, sondern die Architektur selbst kommentierte und in Bewegung versetzte.
Die symbolische Ebene ist dabei kaum zu übersehen: Zwischen Kassette und Zarge entfaltet sich eine Spannung, die für Übergänge, Entwicklungen und Lernprozesse steht. Für die Studierenden, die täglich diesen Raum durchschritten, stellte die Arbeit einen ästhetischen Impuls dar, der den Alltag unmerklich begleitete. Sie fungierte als eine Art visuelle Metapher für den Weg vom Fragment zur Ganzheit, vom Stillstand zur Veränderung.
Mit der Umnutzung des Gebäudes und den Umbauten im Jahr 2022 erreichte die Arbeit allerdings ihre Grenzen. Eine Einlagerung oder Translozierung war nicht möglich, da das Objekt zu groß, zu ortsspezifisch und zu sehr mit der Architektur verwoben war. Infolgedessen wurde die Installation von Scholl, gemeinsam mit weiteren Kunstwerken im Haus, demontiert und endgültig entfernt.
Heute ist sie ein Beispiel dafür, wie Kunst am Bau in den 1980er-Jahren Architektur nicht nur schmückte, sondern aktiv in Bewegung versetzte. Das Projekt "Kassette will Zarge werden" war weniger ein Objekt als ein Prozess. Es handelte sich um einen eingefrorenen Entwicklungsweg, der Architektur und Kunst zu einer temporären Symbiose verband – bis die nächste Transformation eintrat.
"Als das Gebäude 2022 erneut umgebaut wurde, diesmal für eine Nutzung durch die Hochschule der Musik, musste die Arbeit demontiert werden. Werder der Bau- und Liegendschaftsbetrieb als Bauherr noch die Scholl-Stiftung als Nachlassverwalterin des Künstlers sahen die Möglichkeit, das Werk einzulagern oder anderswo einzubauen."
Rudolf Alfons Scholl wurde 1931 in Köln geboren, lebte und arbeitete dort bis zu seinem Tod im Jahr 2018.
Nach seinen Studienjahren an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf bei Bruno Goller und an den Kölner Werkschulen bei Otto Gerster schuf er zunächst malerische Werke, die vom Informel geprägt waren. 1961 gründete er gemeinsam mit Kollegen die Künstlergruppe „mal fünf” und erhielt zwei Jahre später den Förderpreis für Malerei der Stadt Köln.
Ab Mitte der 1960er Jahre wandte er sich zunehmend der Skulptur zu. Mit Holz, Stein und Metall untersuchte er das Verhältnis von Statik und Dynamik, Form und Bewegung. Charakteristisch für seine Arbeiten ist der Versuch, schnelle Prozesse und Bewegungsenergien in statische Körper zu „übersetzen“ – ein Ansatz, der sie im öffentlichen Raum unverwechselbar macht. Bekannte Beispiele sind die aufgerollte Treppe am Amtsgericht Wipperfürth (1985) oder die Installation Solinger Fenstersturz (2004).
Scholls Werke sind Teil bedeutender Sammlungen, darunter die des Museums Ludwig in Köln, des Rheinischen Landesmuseums Bonn und des Museums Baden in Solingen. Mit der von ihm gegründeten Stiftung in Köln schuf er einen Ort, der sein Werk bewahrt und zugleich als Forum für Kunst, Fotografie und Musik dient.
Links | Denkmalpflege lvr - Dokumentation zum 33. Kölner Gespräch |
Quellen | * Pufke, A. & Beckmann, E. (2024). Kunst am Bau - baubezogene Kunst: Dokumentation zum 33. Kölner Gespräch zu Architektur und Denkmalpflege in Köln, 13. November 2023. Seite 18 & 19 * Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW (Hrsg.) (1987): Festschrift aus Anlass der Eröffnung am 04. November 1987. 1976-87. Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW, Abt. Köln; 5000 Köln 1, Thürmchenswall 48-54; S.21 |