Licht und Bewegung
Ehemaliges Kaufhaus Wormland, Köln
Künstler*in | Otto Piene |
Entstehungszeit | 1965–1966 |
Material | diamantartig geformten, quadratischen Stahlpaneelen; Aluminium; Leuchtmittel |
Adresse | Hohe Straße 126 50667 Köln |
Bauherr | Theo Wormland |
Standort | Fassade in Richtung Hohe Straße Route in Google Maps |
Zugänglichkeit | Frei Zugänglich |
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Mit seiner kinetischen Lichtplastik Licht und Bewegung schuf der ZERO-Künstler Otto Piene 1966 eines der aufsehenerregendsten Kunstwerke des Stadtraum Kölns. Die Arbeit entstand im Rahmen des Umbaus des Herrenmodehauses Wormland in der Hohen Straße – ein gemeinsames Projekt des Bauherrn und Kunstsammlers Theo Wormland, des Architekten Peter Neufert und des Künstlers selbst.
Die nahezu gesamte Fassade oberhalb der Schaufensterzone wurde mit quadratischen Edelstahlplatten verkleidet, deren pyramidenartige Struktur das Licht facettiert reflektiert. In diese spiegelnde Oberfläche setzte Piene eine Vielzahl von Aluminiumkugeln auf Stäben, die sich um ein zentrales rotierendes Element gruppierten. Ursprünglich waren die Kugeln beleuchtet und bewegten sich in einem eigens programmierten Ablauf. Das Zusammenspiel aus Licht, Reflexion und Rotation verwandelte die Fassade bei Tag und Nacht in eine pulsierende, fast kosmische Lichtmaschine – eine „Skulptur des Lichts“, die weit über die Straße hinaus strahlte.
Licht und Bewegung ist ein frühes Beispiel für Pienes visionäre Vorstellung einer Kunst, die sich mit immateriellen Elementen wie Licht, Raum und Atmosphäre beschäftigt. Im Sinne der ZERO-Bewegung suchte Piene nach einem künstlerischen Neuanfang – jenseits des klassischen Tafelbilds. Seine Arbeiten erweiterten die Skulptur um Dynamik und sinnliche Erfahrung. Das Werk am Haus Wormland war zugleich ein ästhetisches Statement und Werbeträger – Ausdruck einer Zeit, in der Kunst, Architektur und Stadtbild eng miteinander verbunden gedacht wurden.
Heute ist die Installation seit Jahren außer Betrieb. Zwar gilt das Gebäude seit 2015 als eingetragenes Denkmal der Stadt Köln, doch die Eigentumsverhältnisse erschweren eine Reaktivierung. Die Kugeln sind verschmutzt, Leuchtmittel und Steuerung müssten erneuert werden – der Motor jedoch funktioniert noch. Initiativen aus Kunst, Denkmalpflege und Bürgerschaft setzen sich für eine Wiederinbetriebnahme am historischen Standort ein. Denn das Werk ist nicht nur ein bedeutendes Zeugnis der Nachkriegsavantgarde, sondern auch ein Identifikationspunkt im öffentlichen Raum, der zeigt, wie Kunst Fassade und Funktion überschreiten kann.
Otto Piene wurde 1928 im westfälischen Laasphe geboren. Nach Studien der Malerei und Kunsterziehung in München und Düsseldorf sowie der Philosophie in Köln (Staatsexamen 1957), gründete er gemeinsam mit Heinz Mack die international einflussreiche Künstlergruppe ZERO. Piene lehrte zunächst an der Modeschule Düsseldorf, bevor er ab 1964 in die USA ging. Dort war er unter anderem Gastprofessor an der University of Pennsylvania sowie Professor für Environmental Art am MIT in Boston, wo er ab 1974 das Center for Advanced Visual Studies (CAVS) leitete. 2008 initiierte er gemeinsam mit Mack, Günther Uecker und dem Museum Kunstpalast die ZERO Foundation. Otto Piene starb 2014 in Berlin.